Research Brief
Preparing for an Aging World
Jan 1, 2001
Preparing for an Aging World (German version)
Zur Zeit altert die Weltbevölkerung mit zunehmender Geschwindigkeit. Sinkende Fertilitätsraten haben, zusammen mit einer anhaltenden Erhöhung der Lebenserwartung, während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem dramatischen Wachstum der älteren Bevölkerungsgruppen geführt. Der Anteil der über 65-jährigen an der Weltbevölkerung ist so groß wie nie zuvor und wird im 21. Jahrhundert weiter ansteigen. Dieser Trend hat weitreichende Konsequenzen für viele Länder auf der ganzen Welt und kann die gegenwärtigen Institutionen und Einrichtungen für Alte leicht überfordern. Eine verbreitete Meinung sieht die globale Alterung als drohende Katastrophe, in der eine Überzahl gebrechlicher Ruheständler Renten- und Sozialkassen leert, die Gesundheitskassen überlastet und auf die Unterstützung durch eine schwindende Erwerbsbevölkerung angewiesen ist.
In Preparing for an Aging World: The Case for Cross-National Research (Washington D.C., National Academic Press, 2001) untersucht eine Expertenkommission, die vom National Research Council (NRC) der USA einberufen wurden, Probleme im Zusammenhang mit der globalen Alterung und deren Konsequenzen für Politik und Forschung. Der Bericht lehnt sowohl Schreckensszenarien als auch selbstzufriedene Sichtweisen der globalen Alterung ab, sondern kommt zu dem Schluß, daß trotz schwieriger Fragen, die durch den Alterungstrend aufgeworfen werden, nicht von einer Krise gesprochen werden kann. Alterung ist ein allmählicher Prozeß und seine Folgen stellen sich auch erst allmählich und in vorhersagbarer Weise ein. Dadurch haben politische Entscheidungsträger noch Zeit, sich mit diesen Problemen auseinanderzusetzen, bevor sie akut werden. Darüber hinaus besteht für Länder die Möglichkeit, aus den Erfahrungen anderer zu lernen, weil der Alterungsprozeß in verschiedenen Regionen unterschiedlich weit vorangeschritten ist. Diese Möglichkeiten zu nutzen erfordert überstaatliche Planung und Koordination von Forschung und Datenerhebung.
Die Alterung der Bevölkerung zeigt sich in der Erhöhung des prozentualen Bevölkerungsanteils der älteren Mitbürger (65 Jahre und älter). Die absolute Zahl der Alten stieg seit 1950 auf ihr Dreifaches, von ungefähr 130 Millionen (etwa 4% der damaligen Weltbevölkerung) auf 419 Millionen (dies entspricht einem Anteil von 6,9%) im Jahre 2000. Die Zahl der Alten wächst derzeit um 8 Millionen pro Jahr; um 2030 wird dieses Wachstum 24 Millionen pro Jahr erreichen. Die größte Beschleunigung des Alterns wird nach 2010 erfolgen, wenn die starken Baby-Boom-Kohorten der Nachkriegszeit das Alter von 65 Jahren erreichen.
Die Bevölkerungsgruppe der Alten selbst altert ebenfalls. Die "ältesten Alten" (über 80 Jahre) stellen die am schnellsten wachsende Gruppe unter den Alten. Häufigkeit und Ausmaß von schwerer Krankheit und Behinderung in dieser Gruppe übersteigen bei weitem die anderer Altersgruppen, und deswegen ist damit zu rechnen, daß die Grundbedürfnisse dieser Gruppe im 21. Jahrhundert deutlich steigen werden.
Im Jahre 2000 war Italien die "älteste" Nation der Welt, mit über 18% der Bevölkerung im Alter von über 65 Jahren (1950 waren es noch 8%). Ähnlich hohe Anteile (über 16%) weisen Belgien, Deutschland, Griechenland, Japan und Schweden auf.
QUELLE: U.S. Bureau of the Census (2000).
Von allen Regionen der Welt hat Europa den höchsten Bevölkerungsanteil im Alter von 65 Jahren und mehr. Es wird in dieser Hinsicht noch bis weit in das 21. Jahrhundert den globalen Spitzenplatz belegen. Jedoch werden in den nächsten Jahrzehnten auch andere Regionen beginnen, mit einer wesentlich höheren Geschwindigkeit zu altern; der prozentuale Anteil der über 65-jährigen an der Bevölkerung in Asien, Lateinamerika und Karibik sowie im Nahen Osten und Nordafrika wird sich bis 2050 mehr als verdreifacht haben (siehe obige Abbildung).
Diese Verschiebungen in der globalen Altersstruktur betreffen einige Bereiche in besonderem Maße, in denen politische Entscheidungsträger deshalb ein klareres Bild von den Auswirkungen der Alterung und der Funktionsweise verschiedener politischer Maßnahmen benötigen. Im folgenden soll auf einige dieser Bereiche näher eingegangen werden. Als Quintessenz betont die NRC-Expertenkommission immer wieder, dass wir nur unzureichende Daten besitzen, um ein solch klares Bild zu erhalten.
Eine der dramatischsten Entwicklungen der letzten 40 Jahre ist der Rückgang der Erwerbstätigkeit bei älteren Menschen in vielen Teilen der Welt. Öffentliche Rentensysteme haben in vielen Ländern für ältere Erwerbstätige Anreize geschaffen, früh in den Ruhestand zu gehen, und haben dadurch die finanziellen Probleme durch die Alterung noch verschärft. In letzter Zeit hat in den Rentensystemen vieler Länder ein partieller Übergang vom Umlage- zur Kapitaldeckungsverfahren stattgefunden. Es ist wichtig, sowohl die Anreize, vorzeitig aus dem Erwerbsleben auszuscheiden, abzubauen, als auch eine engere Abstimmung zwischen öffentlicher und privater Altersvorsorge zu gewährleisten. Viele Entwicklungsländer, die derzeit ihre Rentensysteme planen, die sowohl öffentliche als auch private Bestandteile besitzen, haben nun die Möglichkeit, von den Erfahrungen aus der Entwicklung weiter vorangeschrittener Nationen zu lernen.
Einkommenssicherheit im Ruhestand—mittlerweile für viele Menschen ein zunehmend längerer und wichtigerer Lebensabschnitt—ist eine bedeutende Sorge in entwickelten Gesellschaften. Die Gewährleistung von Einkommenssicherheit hat die Politik vor zwei grundlegende Herausforderungen gestellt:
(1) zu garantieren, daß jeder Einzelne im Ruhestand über ein Einkommen verfügt, das ausreicht, eine starke Senkung des Lebensstandards zu vermeiden
(2) ältere Menschen vor finanziellen Risiken zu sichern.
Politische Entscheidungsträger brauchen daher bessere Angaben über das ökonomische Verhalten älterer Menschen, wie z.B. ob sie weiterhin sparen oder anfangen zu "entsparen".
Das ökonomische und psychische Wohlbefinden älterer Menschen ist abhängig vom komplexen System der Geld- und Realtransfers. Dazu gehören nicht nur die sozialen Sicherungssysteme, die den Geldtransfer von Erwerbstätigen zu Personen im Ruhestand regeln, sondern auch die individuelle Ersparnis und das Verhalten der Familie. Trotz beträchtlicher Fortschritte gibt es weiterhin Lücken in unserem Verständnis dieser Transfersysteme. Vor allem Verflechtungen zwischen den verschiedenen Systemen bedürfen genauerer Untersuchungen, um ein klareres Bild davon zu erhalten, welche Auswirkungen Veränderungen in einem System (so z.B. öffentliche Renten) auf andere (z.B. Hilfe seitens der Familie) haben und um spezifische Fragen besser beantworten zu können, wie z.B. ob öffentlich finanzierte Programme private oder innerfamiliäre Transfers verdrängen.
Die Gesundheit ist ein entscheidender Faktor im Wohlergehen einer älteren Bevölkerung. Sie hat Einfluß auf die Entwicklungen in allen anderen Politikbereichen, die durch Alterung betroffen sind. Nach neuesten empirisch Erkenntnissen sinkt das Auftreten von Behinderungen, was nahelegt, daß mehr ältere Menschen länger und gesünder leben. Während sich einerseits alle Länder gleichermaßen auf die sich wandelnden Bedürfnisse einer älteren Bevölkerung im Gesundheitsbereich einstellen müssen, verdeutlicht die Breite des Spektrums nationaler Gesundheitssysteme den Wert vergleichbarer internationaler Querschnittsdaten über Qualität und Erfolge der Gesundheitsfürsorge—Daten, die in der Form bislang nicht verfügbar sind.
Über einzelnen Problemen der finanziellen und gesundheitlichen Situation älterer Bevölkerungen steht zusammenfassend die Frage des Wohlergehens und der Lebensqualität - und zwar nicht nur im hohen Alter, sondern über die gesamte Lebensspanne von Geburt bis Tod. Unser Verständnis dieses Bereiches würde sehr von Messungen subjektiven Wohlergehens profitieren, die sensibel auf Veränderungen während bedeutender biographischer Einschnitte (wie z.B. die Verrentung) reagieren.
Um diese Lücken zu füllen, empfahl die NRC-Expertenkommission die internationale Koordination von Datenerhebung und Forschung, die ermöglicht, Ressourcen zu bündeln und die Erfahrungen aller Länder gemeinsam zu nutzen. Insbesondere benannte die Kommission die folgenden Maßnahmen für eine effiziente Gestaltung der Forschung über Alterung:
Der Bericht der Expertenkommission betont, daß die vollen Konsequenzen der globalen Alterung erst in Jahrzehnten spürbar werden. Damit haben die Staaten Zeit, Forschungsinstrumente zu entwickeln und einzusetzen, um die für zukünftige politische Entscheidungen nötigen Informationen verfügbar zu machen. Diese Zeit darf nicht verspielt werden, denn es ist ein beträchtlicher Zeitaufwand notwendig, um diejenigen Daten zu sammeln und zu interpretieren, die ein besseres Verständnis der verzweigten Problematik der Alterung zu ermöglichen. Die Staaten müssen daher zügig handeln und rechtzeitig Strategien zur Gewinnung politisch relevanter Informationen entwickeln, um eine globale "Alterungskrise" zu vermeiden.
As part of its mission to synthesize and disseminate important population-related research, RAND’s Population Matters program produced this policy brief in consultation with the NRC. Population Matters is sponsored by the William and Flora Hewlett Foundation, the David and Lucile Packard Foundation, the Rockefeller Foundation, and the United Nations Population Fund.
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